Dienstag, 6. Juli 2010

Filmfest: Ein Epilog

So schnell wie es kam, war es auch wieder vorbei, das Filmfest.
Gesehen: American Boy, American Prince, Tetro, Mr. Nobody, Me and Orson Welles, The People vs. George Lucas. Nicht gesehen, weil lieber ein Bad in der Isar genommen: And Everything Is Going Fine. Bereut, nicht gesehen zu haben: Mr. Nice, der es hoffentlich noch regulär in die deutschen Kinos schafft...
American Prince
, Tommy Pallottas absolut unnötige Fortsetzung von Scorceses lange verschollenem und deshalb zu Kult gewordenem Dokumentarfilm American Boy, war wohl die größte Enttäuschung, er diente vermutlich nur als Rechtfertigung der Veranstalter, Scorceses Original im double feature zeigen zu können.
Für alle Freunde des Filmzitats: Die Geschichte über die Rettung einer bewusstlosen Drogenabhängigen, die Steven Prince in American Boy zum Besten gibt, findet sich wieder in einer Szene in Pulp Fiction, in der Vincent Vega der weggetretenen Mia Wallace eine Adrenalinspritze ins Herz rammt.

Mr. Nobody von Jaco van Dormael fing sehr gut an, verbaute sich dann aber alle interessanten Deutungsmöglichkeiten durch einen viel zu lange hinausgezögerten, eindimensionalen Schluss.
Bei Me and Orson Welles bin ich mir noch nicht sicher, ob ich mir die geniale Metaebene nur einbilde, in der Linklater genau wie Welles den mittelmäßigen, sich selbst überschätzenden Schauspieler Zac Efron nur engagiert, weil er ein bisschen singen kann, und ihn im Laufe der Zusammenarbeit in seine -verdienten- Schranken weist. Ich befürchte allerdings, eine solche Interpretation war nicht intendiert, und selbst wenn, hinkt die Analogie Linklater/Welles dann doch gewaltig. Bis auf die grandiose Darstellung von Orson Welles durch Christian McKay also auch eher ein Reinfall.
The People vs. George Lucas, ein Dokumentarfilm über Star Wars - Fans, in dieser Reihung von großen Namen definitiv der Außenseiter, war, wie erwartet, witzig und unterhaltsam, und regte dazu an, sich doch irgendwann mal wieder die alte Trilogie anzuschauen.
Mein persönlicher Lieblingsfilm war aber mit Abstand Tetro (siehe Bild oben), mit dem Francis Ford Coppola angeblich sein Comeback als Regisseur einläutet. Sowohl inhaltlich als auch ästhetisch eigenwillig und deshalb absolut sehenswert, Grundkenntnisse in Spanisch hilfreich (sofern der Verleih sich nicht noch zu einer Untertitelung entschließt). Außerdem: angenehm wenig Staraufgebot, eine verblüffende Ähnlichkeit von Vincent Gallo mit Bela B. Felsenheimer, und - leider - wirklich dämliche Schlussworte. Meine Empfehlung: einfach fünf Minuten früher (also nach exakt 122 Minuten) das Kino verlassen.
Soweit der kleine Film-Exkurs, jetzt aber schnell zurück an den Herd....

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