Freitag, 20. August 2010

Ein Schmorgericht

Ich stehe der griechischen Küche eigentlich etwas skeptisch gegenüber, da sie sich - wie ich finde - nicht gerade durch besondere Vielfältigkeit auszeichnet: die einzigen beiden Zubereitungsarten, auf die ich bisher dort gestossen bin, sind wahlweise in Öl oder in Tomatensauce ertränken, bis jegliches Eigenleben aus Fisch, Fleisch und Gemüse (ist dann auch relativ egal, was es war) entwichen ist. Auch die übermäßige Verwendung von Zwiebeln und Knoblauch entspricht nicht so sehr meinem Geschmack. Dabei sind die meisten typisch griechischen Zutaten für sich genommen ein Traum: Natives Olivenöl, kleine, intensiv schmeckende Auberginen, sonnengereifte Tomaten. Von griechischem Jogurt, Honig und Pistazien mal ganz zu schweigen.
Ein griechischer Freund schaffte es jedenfalls im letzten Sommer, meine Skepsis für einige Zeit mundtot zu machen, und das trotz oder vielleicht gerade wegen seiner ingeniösen Kombination der beiden traditionellen Zubereitungsarten: erst in Olivenöl braten, dann in Tomatensauce schmoren. Seine μελιτζάνες (sprich 'melintzanes' = Auberginen) waren das perfekte vegetarische Schmorgericht, schmeckten nach Urlaub und Sonne und tatsächlich auch nach allen enthaltenen Zutaten. So ließ ich mir das Rezept geben und drückte mich ein Jahr lang drum herum, es auszuprobieren, aus Angst, es könne nicht gelingen und damit die griechische Küche für mich ein für alle mal ruinieren. Bis gestern. Da stellte ich mich meiner Angst und siehe da: die Melintzanes gelangen ganz grossartig. So grossartig, dass ich der griechischen Küche hiermit ein offizielles Versöhnungsangebot ausspreche.

2 Auberginen in mittelgroße Würfel schneiden und sie 3-4 Stunden in stark gesalzenem Wasser einweichen. Trockentupfen und etwa 5 Minuten lang in
5 EL Olivenöl anbraten. Die gebratenen Auberginen auf einigen Lagen Küchenrolle verteilen, um das überschüssige Öl aufzusaugen. In der Pfanne
2 gehackte Knoblauchzehen anbraten. Mit
350 ml Rotwein ablöschen und kurz einköcheln lassen.
400 ml Tomatenpüree dazugeben und mit
Salz und Pfeffer würzen. Die Auberginen hineingeben und 45 Minuten bei niedrigster Stufe schmoren bzw. leicht köcheln lassen. Mit
1 Msp. Zimt,
1 EL frisch gehacktem Basilikum und
1 EL frisch gehackter Petersilie würzen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Mit Reis oder Ofenkartoffeln servieren.

6 Kommentare:

  1. Ich bin froh, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben, was griechische Küche angeht. Und wenn du so für dieses Rezept eintrittst, werde ich es wohl ausprobieren müssen, sobald ich eine anständige Küche bzw. einfach mal nur einen permanenten Schlafplatz habe und nicht alle 3 Tage umziehe...

    AntwortenLöschen
  2. Da musst du mich unbedingt auf dem Laufenden halten, bin gespannt, wie du es findest! Hoffe dein momentanes Herumgeziehe macht auch ein bisschen Spass? Auf jeden Fall wünsche ich weiterhin schönen Urlaub!!

    AntwortenLöschen
  3. werd ich auch bald mal ausprobieren. wenn sie auch langweilig erscheint find ich griechische küche toll, vorallem wenn man sie nur ein mal in ein oder zwei wochen genießen darf. wie isses mit pub und kleidermarkt? der duke.

    AntwortenLöschen
  4. Oh, das stimmt ja so gar nicht... Das Problem der griechischen Küche ist bloß, dass sie keine ausgeprägte gastronomische Kultur hat, sowie die französische, und das man in den Restaurants auch in Griechenland selbst, immer wieder dasselbe bekommt und es nach außen den Eindruck der Eintönigkeit erweckt. Aber in den griechischen Haushalten schaut es ganz anders aus!
    P.S. Es sind Melitzanes (ohne "n") :)

    AntwortenLöschen
  5. da muss ich leider weiterhin widersprechen, auch in den Haushalten (zumindest da, wo ich bisher essen durfte) herrschen definitiv 'in öl braten' und 'in tomatensauce schmoren' als Hauptzubereitungsarten vor. und das ist zwar oft sehr sehr lecker, aber auf Dauer finde ich es halt ein bisserl eintönig... Ich freue mich natürlich sehr über Gegenbeweise in Form von Rezepten!!!
    Die Melintzanes schreibe ich deshalb mit 'n', weil im Griechischen das 'τζ' in μελιτζάνες etwas weicher als ein deutsches 'tz' oder 'ts' ausgesprchen wird, was ein bisschen wie 'ntz' klingt...

    AntwortenLöschen
  6. Ok, dann werd ich mal in mich gehen und versuchen ein paar meiner Lieblingsrezepte, die meine griechische Oma immer gekocht hat, zusammenzutragen.

    AntwortenLöschen