Donnerstag, 4. August 2011

The simple things, oder: Nimm 3, aber richtig!

"Summer afternoon— summer afternoon; to me those have always been the two most beautiful words in the English language." - Henry James

Kleine Beobachtung am Rande: je komplexer die Rezepte werden, die ich in der Schule so koche (ihr ahnt es schon - an dieser Stelle vertröste ich ein weiteres Mal auf den nächsten Eintrag für einen ausführlichen Bericht über mein Kochstudium, das jetzt immerhin schon in der sechsten Woche ist.. Im nächsten Eintrag dann aber ganz bestimmt!), desto mehr weiß ich zu Hause die einfachen Rezepte zu schätzen. Erstens, weil in einem Durchschnittshaushalt nunmal einfach oft weder die Zeit noch die Kapazität vorhanden ist, eine sechs Stunden lang köchelnde Rinderbrühe anzusetzen, um mit dieser dann abends die Grießnockerlsuppe zu machen, und zweitens, weil ich es als größere Kunst erachte, mit weniger Zeit und einer kleineren Auswahl an Zutaten dennoch eine saugute Grießnockerlsuppe hinzubekommen. Wenn das jetzt irgendwie Sinn macht.
Schon vor einiger Zeit wurde es mir angetragen, mich doch auch einmal öffentlich über das inzwischen eingestellte SZ-Magazin-Konzept 'Nimm 3' zu ereifern. Tatsächlich hielt ich es anfänglich für eine sehr schöne Idee, entgegen dem allgemeinen Trend, möglichst viele Zutaten im selben Rezept zu verwursten um sich als möglichst komplexer Koch hervorzutun, eine klarere Linie mit ganz puristischen Geschmäckern einzuführen. Bei der Umsetzung konnte man dann allerdings beobachten, dass einige der teilnehmenden Spitzenköche von dieser so einfach klingenden Aufgabe überfordert schienen: sie erklärten kurzum Zutaten wie Sauerrahm, Isomaltzucker und Bourbon-Whiskey zu sowieso im Küchenschrank vorhandenen Produkten, um mit den restlichen Zutaten im 3er-Limit zu bleiben. Was meine Argumentation mit der größeren Kunst ja irgendwie bestätigt.
Nicht, dass ich jetzt in irgendeiner Weise Deutschlands Spitzenköche schlechtreden möchte (wenn ich irgendwann einmal auch nur annähernd so kochen kann wie einer von ihnen, wär ich sehr glücklich) - aber ich möchte heute gerne die Rubrik 'Nimm 3, aber richtig' auf diesem Blog einführen, in der ich ab und an hoffentlich den Puristen unter euch eine Freude machen kann. Die einzigen Zutaten, die ich als vorhanden voraussetze, sind Salz, Zucker und Pfeffer. Na, und Leitungswasser. (ich freue mich schon auf die Hardliner-Kommentare...)
Den Anfang macht heute ein zutiefst englisches Rezept, wieder eines, dass es nicht wirklich über den Kanal hinübergeschafft hat, was eine echte Schande ist. Die drei Grundzutaten:
Schwarze Johannisbeeren + Rote Johannisbeeren + Toastbrot
Der Name: Summer Pudding. Hat rein gar nix mit dem deutschen Pudding zu tun, und auch nicht wirklich was mit den klassischen englischen im Dampf gegarten Puddings, sondern ist eine sehr leichte, fruchtige, eben sommerliche Variante, die nur von der kuppeligen Form her anderen Puddings wie Christmas Pudding oder Steak and Kidney Pudding ähnelt. Ein perfektes schnelles Dessert für die hoffentlich noch etwas andauernde Sommerzeit.

Summer Pudding
1/2 Packung weißes Toastbrot entrinden und damit Boden und Wände einer mittelgrosse Schüssel (um die 16 cm Durchmesser) komplett auslegen. Es darf keine Löcher geben, die Stücke sollten sich aber auch nicht zu sehr überlappen - notfalls zuschneiden. Einige Scheiben Brot als Deckel zuschneiden.
1 Schachtel (ca. 250 g) Rote Johannisbeeren und
2 Schachteln (ca. 500 g) Schwarze Johannisbeeren waschen, von den Stielen zupfen und in einen Kochtopf geben.
120-150 g Zucker (je nach Säuregehalt der Beeren) dazuschütten und kurz aufkochen, bis der entstehende Saft die Beeren etwa zur Hälfte bedeckt. Diese Mischung in die ausgelegte Schüssel kippen. Sie sollte jetzt fast bis zum Rand gefüllt sein. Den Brotdeckel bzw. die Deckelstücke daraufsetzen und mit einem Teller o.ä. richtig gut in die Beeren drücken - dabei läuft eventuell etwas Saft über - gut beschweren und auskühlen lassen, dann ab in den Kühlschrank damit für mindestens 4 Stunden, am besten über Nacht. Kurz vor dem Servieren auf ein Teller stürzen - spätestens jetzt sollte auch der Boden komplett vom Saft durchweicht werden - und dann wie einen Kuchen in Stücke schneiden. Wer möchte, kann sich etwas flüssige Sahne darüber gießen.

Es sieht übrigens auch sehr nett aus, wenn der Summer Pudding in kleinen portionsgerechten Tassen oder Schüsselchen oder Muffinformen zubereitet wird, dann hat jeder seine eigene kleine Kuppel auf dem Teller. Dafür aber unbedingt relativ dünn geschnittenes Toastbrot verwenden, und der Beerenmischung etwas Wasser zusetzen, damit der Saft für alle Förmchen reicht. (ergibt etwa 12 kleine Puddings)

2 Kommentare:

  1. ..... und ich kann bestätigen: Es hört sich banal an. Es hört sich eklig an. Nach amerikanischem Junk-Food oder schlichtweg nach Kindergeburtstag. Aber: Es schmeckt einfach phantastisch.

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  2. Ich habs auch ausprobiert, ziemlich funny... Mit ner ordentlichen Portion creme fraiche richtig lecker. Ich weiß, dass verstößt gegen das "Nimm 3"-Prinzip, aber ohne ist mir das einbissl zu süß.

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