Donnerstag, 28. Juli 2011


Ich muss ein Geständnis ablegen: Bis vorige Woche hatte ich noch nie mit frischen Erbsen gekocht. Für eine kleine Feinschmeckerin wie mich eigentlich unverzeihlich. Ich hatte eine klare Meinung zur Unmöglichkeit von Erbsen aus der Dose (warum wird so etwas überhaupt produziert? Das gehört doch verboten!), habe aber immer gern zur Tiefkühl-Packung gegriffen. Denn ich mag Erbsen. Beziehungsweise das, was ich bisher für die wahre Erbse gehalten habe. Also nicht, dass jetzt grundlegend etwas nicht stimmt mit TK-Erbsen
ABER.
Diese frischen Erbsen, die es hier in London gerade überall gibt (irgendwie kenne ich das auch so gar nicht aus Deutschland. Gibt es dort frische Erbsen zu kaufen? Bin ich nur immer blind daran vorbeigelaufen?) Diese frischen Erbsen, mit denen man meditativ pulend Stunden in der Abendsonne auf der Terasse verbringen kann, und die so wunderbar unverschrumpelt und knackig grün und süß sind, die haben es mir wirklich angetan.

Und deshalb gab es letztens diesen schönen schnellen Sommersalat:
Sommersalat mit frischen Erbsen, Rucola, Brunnenkresse und Minze
Für das Dressing:
3 EL weißen Balsamico mit
Salz,
schwarzer Pfeffer,
1/2 TL Dijon-Senf,
1/2 TL Zucker und
1 TL gehackter Minze verrühren. Unter Rühren
8 EL Olivenöl zugießen.
Nudeln (am besten Penne, Fusilli oder Farfalle) in stark gesalzenem Wasser bissfest kochen. Dabei 4 Minuten vor Garzeitende die gepulten
Erbsen hinzugeben. Abgießen und sofort mit dem Dressing vermischen.
Rucola und
Brunnenkresse waschen, evtl etwas kleinschneiden.
Cherry-Tomaten halbieren,
Mozarella (oder Feta, je nach Vorliebe) in Würfel schneiden. Alles unter die lauwarmen Nudeln mischen.

Bei diesem Rezept kommt es sehr auf die Qualität der einzelnen Zutaten an: die Tomaten sollten süß und intensiv schmecken, ebenso die Erbsen. Rucola und Brunnenkresse geben den nötigen bitter-herben Kontrast.
Das Ganze geht zwar sicherlich auch mit TK-Erbsen, aber lasst mich hiermit an die Gourmets in euch appellieren: sucht sie, die frischen Erbsen; wenn nötig, grast alle Märkte in eurer Umgebung danach ab - und wenn ihr sie findet, werdet ihr verstehen...




"Cool it," Louie says.

"I am cool. I just wanna know – are they gonna keep doing that? Can anyone stop them? Is there nobody who can think of a way?" His voice rising now, and no easier to stop that happening than to stop those women.

"Les, we're in a restaurant. In a restaurant they prepare beans." "Peas," Les says. "Those are peas!" "Les, you got your soup and you got your next course coming. The next course: that's the whole world right now. That's everything. That's it."
Philip Roth. The Human Stain.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Peachy



"Each tree
Laden with fairest fruit, that hung to th' eye
Tempting, stirr'd in me sudden appetite
To pluck and eat."

- John Milton. Paradise Lost.
 

Wiedereinmal hat mich die Blog-Event-Wut gepackt. Wie kann man auch widerstehen, wenn der Gärtnerblog den Pfirsich zur Frucht des Monats ernennt.

Garten-Koch-Event Juli 2011: Pfirsich [31.07.2011]

Ich habe neulich seit langem mal wieder bei Delicious Days vorbeigeschaut, und dort ein sehr lecker klingendes Rezept für Rice Pudding Popsicles gefunden, das sich für meine Zwecke ganz wunderbar eignete. Also schnell Himbeeren durch Pfirsiche ersetzt, das Ganze umbenannt in (R)Eis am Stiel - diesem schönen Wortspiel konnte ich einfach nicht widerstehen - und voilá, schon haben wir einen köstlichen Süßkram, der sich z.B. sehr gut für Kochschüler eignet, die den ganzen Tag am heißen Gasofen stehen und einen kleinen kühlen Zuckerschub gebrauchen können. Erprobt und von allen Testpersonen für gut befunden. Von mir persönlich als so gut, dass ich fast die Hälfte der Milchreis-Masse im noch lauwarmen Zustand löffeln musste, so dass aus der Masse gerade noch sechs Portionen Eis am Stiel wurden. In warmem Zustand doch sehr auf der süßen Seite, hat die Masse in gefrorenem Zustand und nach Zugabe des Pfirsichs die perfekte Süß-Sauer-Balance. Die Reiskörner, die in einem Eis vielleicht etwas exotisch anmuten mögen, geben ein wenig Biss und machen dieses Eis am Stiel desserttauglich. Besonders empfehlen würde ich für dieses Rezept (sowie ganz generell) den besonders intensiv schmeckenden Weinberg-Pfirsich. Im Originalrezept wird die gesüßte Kondensmilch zum Schluss zugegeben, ich bin allerdings der Meinung, dass sie unbedingt schon zu Anfang zugegeben werden muss, damit die Süße auch ins Innere der Reiskörner gelangt.

(R)Eis am Stiel
200 g Pfirsich, möglichst reif, mit Pürierstab oder Mixer zerkleinern, dabei je
1 EL Zucker und
1-2 EL Zitronensaft unterrühren.
400 ml Kokosmilch und
200 ml süße Kondensmilch mit
1 Prise Salz zum Kochen bringen.
100 g Milchreis hinzugeben und unter Rühren bei milder Hitze 25 Minuten köcheln. Dann
200 ml Milch zugeben, unterrühren und vom Herd nehmen. Die Masse abkühlen lassen, dann schichtweise Milchreis und Pfirsichpüree in Eis-am-Stiel-Formen oder kleine Gläser füllen. (Tatsächlich haben mir kleine Gläser mit Espressolöffeln als Stiele wesentlich besser gefallen als die gekauften Plastikformen, nur leider hatte ich für erstere keine Kamera parat). 4-6 Stunden frieren. Zum Herauslösen die Form kurz mit warmem Wasser überspülen.



Samstag, 9. Juli 2011

Rhabarberhabarber



Ich liebe Rhabarber. Und bin immer sehr traurig, wenn sich die Rhabarbersaison dem Ende neigt, so wie jetzt gerade. Deshalb habe ich mir dieses Jahr zum Ziel gesetzt, einen Weg zu finden, Rhabarber länger haltbar zu machen, um den Abschied vom Rhabarber noch ein bisschen hinauszuzögern.
Rhabarbermarmelade ist jetzt nicht so meins, Rhabarberkompott dafür umso mehr, aber das perfekte Rezept dafür hat schon jemand vor mir gefunden (und zwar hier), und das ist leider auch nicht wirklich lange haltbar. Ich habe es daher mit einem Rhabarbersirup versucht, und habe damit nicht nur mein Ziel der Haltbarmachung von Rhabarber erfüllt, sondern darüber hinaus das Konzept Sirup ganz neu für mich entdeckt. Es gibt wohl kaum ein Obst/Gemüse, das sich besser für Sirup eignet als Rhabarber (Widersprüche werden gern entgegengenommen). Das extrem Saure, das der Rhabarber ja so an sich hat, verlangt sowieso nach größeren Mengen Zucker, und sorgt (mithilfe von ein wenig Zitronensaft) dafür, dass der charakteristische Rhabarber-Geschmack auch im Sirup erhalten bleibt. Und die Vanille rundet das Ganze so wundervoll und edel ab, dass ihr nie wieder Rhabarber ohne Vanille essen oder trinken wollen werdet.
Ich jedenfalls genieße gerade ein weiteres Glas allerbester Rhabarberschorle, und werde den Sirup morgen zum Aperitif mit Sekt aufgegossen reichen. Und mich freuen, dass im Kühlschrank noch genug Rhabarbersirup für den nächsten Monat lagert.
Wer weiß, vielleicht würde ich den Rhabarber gar nicht so sehr lieben, wenn es ihn das ganze Jahr gäbe. Aber die Rhabarberzeit mithilfe dieses Sirups um ein paar Wochen zu verlängern ist auf alle Fälle eine gute Sache.

Rhabarbersirup
(Wer sagt denn, dass gute Rezepte kompliziert sein müssen:)
800 g Rhabarber waschen und in dicke Scheiben schneiden. In einen großen Topf geben und
1 kg Zucker,
1 l Wasser,
1 Vanilleschote (ausgekratztes Mark plus leere Schote) und
Saft von 4 Zitronen hinzufügen. Aufkochen und ca. 20 min leicht köcheln lassen. Durch ein Sieb passieren und in (zuvor sterilisierte) Flaschen abfüllen.


Samstag, 2. Juli 2011

Wenn ich mal groß bin...

 ...dann werd ich ein eigenes Restaurant haben. Das weiß ich schon, seit ich mit zwölf mein erstes Eckart-Witzigmann-Rezept ausprobiert habe. Es waren Topfen-Palatschinken, das weiß ich noch, und ich habe vier
Stunden dafür gebraucht. Aber ich hatte vier Stunden lang einen Riesenspass. Oder vielleicht weiß ich es sogar schon länger, vielleicht,
seit ich mit vier Jahren von einem Küchenstuhl aus meine ersten Haferflocken-Schoko-Kekse erfunden habe. Auch wenn ich mich zwischenzeitlich mit diesem und jenem, sowie einem ausgiebigen literaturwissenschaftlichen Studium beschäftigt habe, hat sich an diesem Plan über die Jahre nichts geändert.


Und so kann ich nun stolz verkünden, dass ich seit einer Woche ganz aktiv daran arbeite, diesen Plan irgendwann mal in die Tat umsetzen zu können: Ich lerne kochen. Also so richtig. An einem Londoner College für Culinary Arts. Ist das nicht aufregend? Ich finde es jedenfalls sehr aufregend, und ihr könnt euch darauf einstellen, liebe Leser, dass ich in Zukunft ab und an davon berichten werde. In dieser ersten Woche haben wir uns mit Gemüse beschäftigt, mit verschiedenen Garmethoden und Schnittechniken, ich sage nur julienne, brunoise, paysanne, und wem das jetzt nichts sagt, den werde ich auch nicht weiter damit langweilen.



Kaum dass Wochenende ist, vermisse ich die Großküche, und habe mich deshalb heute in meine kleine eigene Küche gestellt und Kuchen gebacken. Ich vermeide die Bezeichnung Cupcakes, obwohl es eigentlich welche sind, aber besagtes Gebäck ist hier in London zur Zeit demaßen 'in', dass es mir irgendwie widerstrebt, mich dieser Mode anzuschließen. Und weil es mir immer ein wenig suspekt ist, wenn mein Essen rosa glitzert, habe ich die Küchlein auch nur mit Zitronengelee abgeglänzt und kein hierzulande so beliebtes Icing daraufgeschmiert, auch wenn sie dadurch natürlich etwas langweiliger aussehen.



Die Küchlein bestehen aus einer Kombination meiner Lieblingskuchen: Schoko- und Käse-, und weil es so schöne Erdbeeren gab, sind davon auch noch welche drin. Weil ich sie morgen zu einer Sunday-Afternoon Tea-Einladung mitbringen werde, möchte ich mich mit diesem Rezept außerdem bei der schönen Initiative Sonntagssüß beteiligen.

Es grüßt
Eure Profi-Köchin-in-spe



Schoko-Käsekuchen-Erdbeer-Küchlein
(ergibt 24 Stück)

Für den Schokoteig
120 g Butter mit
140 g dunkler Schokolade im Wasserbad schmelzen.
2 Eier und
1 Eiweiß mit
150 g Zucker schaumig rühren, die Schokomasse und
140 g Mehl vorsichtig einrühren, bis alles homogen ist.

Für den Käsekuchenteig
100 g Butter mit
50 g Zucker schaumig rühren, nacheinander
1 Ei und
1 Eigelb unterrühren.
1 EL Vanillezucker und
2 EL Stärke unterrühren, zum Schluss
250 g Quark hineinrühren.

Den Ofen auf 175°C vorheizen. Eine Muffinform mit Papierförmchen auslegen, pro Förmchen ca. 1 gestrichenen EL Schokoteig als Boden einfüllen, darauf 1 TL von
300 g kleingeschnittenen Erdbeeren verteilen, darauf 1 guten EL der Käsekuchenmasse, glattstreichen und obenauf in die Mitte noch einen kleinen Klecks (gestrichener TL) Schokoteig geben. Etwa 35 Minuten backen. Wenn gewünscht, mit etwas erhitztem
Gelee, z.B. Zitrone, Quitte oder Aprikose, bepinseln. Ansonsten könnte ich mir auch noch ein nicht zu dickes Icing aus Butter, Puderzucker, und Kakaopulver vorstellen.
Die Küchlein schmecken übrigens am besten aus dem Kühlschrank, finde ich.